Quellen
waren für unsere Vorfahren wertvolle Orte.
Man begegnete ihnen mit größter Wertschätzung.
Das hat sich in diversen Mythen niedergeschlagen. Schon in vorhistorischer
Zeit wurden kultische Handlungen an Quellen vollzogen, wie das
Ausgrabungen belegen. Die Kelten huldigten der Erdmutter und auch
die Christianisierung schaffte es nicht, den Quellenkultus abzuschaffen.
"Augenauswaschen"
Heute noch gibt es bei uns eine Vielzahl von Ortsnamen wie Frauenbrünndl
oder Marienbrunn, wo man meistens Wallfahrtskirchen findet mit
einer "heiligen" Quelle. Bis heute gibt es das "Augenauswaschen"
oder auch das Münzenwerfen an Brunnen.
Opfergaben
Archäologische Funde an Quellen beweisen, dass dies schon
in prähistorischer Zeit den Menschen Anlass war, Quellorte
als etwas ganz besonderes zu verehren. In Tunesien wurden Steingeräte
an einer heute versiegten Quelle gefunden, die sich in die Steinzeit
(100.000 - 30.000 v. Chr.) zurück datieren lassen. Es handelt
sich dabei vermutlich um Opfergaben. Der Kult den Quellen Opfer
darzubringen reicht kontinuierlich durch die Eisenzeit, die
Bronzezeit bis in die Jungsteinzeit zurück
In
der Antike
Bei den Römern spielte die Verehrung von Wassergöttern
eine ganz besondere Rolle. Aufwändige Brunnenbauwerke zeugen
davon. Ein römisches Quellheiligtum wurde in Hochscheid
im Hunsrück entdeckt. Neben den umfangreichen Bauwerken
wurden Statuenreste der dort verehrten Gottheiten zu Tage befördert.
Im Quellheiligtum, das mit einem gallo-römischen Umgangstempel
gefasst war, entsprang eine Bachquelle. Unmittelbar benachbart
lag eine Badeanlage mit drei Gebäuden. Wahrscheinlich war
das Heiligtum ein viel besuchter Wallfahrtsort, denn nahe des
Bads erhob sich eine um einen Hof angeordnete Herberge mit mehreren
Räumen.
Die
Quellenverehrung
WEINHOLD schrieb 1898: "Der Kultus der Brunnen und Quellen
geht als uralter Gottesdienst durch die Geschichte der Völker,
mit Änderung der Empfänger der Verehrung, aber mit den
gleichen Grundzügen von unberechenbaren Anfängen bis
in die Gegenwart".
Eine Frage beschäftigte schon immer die Menschheit: Woher
kommt das Quellwasser?
Die Mythologie sagt: Das Wasser kommt vom Himmel, dem Sitz der
Götter. Der Blitz spaltet die Wolken, dass die himmlischen
Wasser zur Erde strömen können. Der Blitz fährt
in den Erdboden und die Quell springt hervor. Aber nicht nur die
Erweckung der Quellen beflügelte die Fantasie der Menschen.
Schon in vorchristlicher Zeit wurde aus Quellen geweissagt. Die
Form und der Verlauf der Wirbel sollte über das Schicksal
Auskunft geben.
Quellen waren und sind schon immer besondere Orte gewesen. Quellen
als Heilstätten, Quellen als Gerichtsort oder aber Quellen
als Opferstätten. Meist waren es Tieropfer welche die Wassergötter
gnädig stimmen sollten, aber auch Speisen, vor allem Brot
wurden geopfert. Das Ausschmücken der Quellen mit Blumen
und das Darbringen von Pflanzenopfern hat sich bis heute in der
oberfränkischen Tradition des Osterbrunnenschmückens
erhalten. Auch das Münzenwerfen an besonders eindrucksvollen
Quellen und Brunnen wird heute noch praktiziert und geht auf eine
uralte Verehrung der Quellheiligtümer zurück.
Die
Christianisierung
Für die katholische Kirche waren diese Bräuche heidnisches
Treiben. Entsprechend hart wurde Jahrhunderte lang gegen die vorchristlichen
Naturkulte vorgegangen. Im Jahre 731 forderte Papst Gregor III
die Fürsten und das Volk auf, vom heidnischen Brauch der
Weissagung an Quellen abzulassen. 789 verbot Karl der Große
gar das Anzünden von Lichtern an Quellen. All diese Verbote
waren jedoch nicht besonders erfolgreich und so machte man sich
die alten Bräuche zueigen. Die alten Quellheiligtümer
wurden christianisiert. Kreuze oder Kapellen wurden errichtet.
Es hatte sich der Name der Verehrung geändert, die Sache
war gleich geblieben.
An die Stelle der Quellgöttinnen, die für Fruchtbarkeit
und Reinheit standen, trat die Marienverehrung, die sich heute
noch in vielen Ortsnamen, wie Marienborn, Marienbrunn oder Frauenbrünndl
nachvollziehen lässt und im 12. Jahrhundert ihre Blüte
hatte.
An diesen Quellen entstanden teilweise wichtige Wallfahrtsorte
und in manchen großen Kirchen, wie z.B. dem Würzburger
Neumünster wurden Quellen in das Bauwerk integriert. Besonders
im Alpenraum gibt es sehr viele kleinere Wallfahrtkirchen, in
deren Nähe eine Quelle gefasst ist oder aber wo die Quelle
direkt im Altarraum entspringt.
In der Zeit der Romantik wurde der verklärte Blick des klaren
Borns mit seinen lieblichen Quellnymphen und Quellgöttern
als beliebtes Motiv in Malerei und Dichtung wieder aufgenommen.
Und auch später fand das Thema bei so namhaften Künstlern
wie Pablo Picasso oder Aristide Maillol seine Fortsetzung bis
in die heutige Zeit.
Quellnixen
Wie im Quell der Stempfermühle, so sollen auch im Bergbrunnen
unterhalb von Burggaillenreuth einst still und heimlich Nixen
gewohnt haben. Gerne lagen sie an flachen Stellen der Wiesent
an der Sonne und ließen sich den silbern schimmernden
Leib wärmen. Auch an warmen Frühlings- und Sommertagen
stiegen sie immer wieder aus dem kühlen Nass ans Land,
tanzten zwischen Fels und Gebüsch ihren Reigen. Ein junger
Knappe aus der Burg überm Tal wollte sie einst belauschen,
obwohl ihm dies der Ritter bei Strafe verboten hatte. Trotzdem
beschlich er sie und hatte seine Freude an ihrer Schönheit.
Als er eine der Nixen fassen wollte, entwichen diese in ihr
heimisches Element und verwünschten den Frechen. Als grauer
Schmetterling muss er hoch droben im Gefels umherflattern, bis
er endlich Erlösung findet.
aus: H. Büttner: Sagen aus der Fänkischen Schweiz,
Erlangen 1988