Viele Untersuchungen haben die besondere Rolle nachgewiesen, die die Süßwassermilben in den Lebensgemeinschaften wirbelloser Tiere der Quellen spielen. Dies gilt nicht nur hinsichtlich ihrer Artenvielfalt und der Entwicklung besonderer ökologischer Anpassungen, sondern auch ihrer hier oft großen Individuendichte und besonderen Bedeutung innerhalb der Nahrungskette.

Als Nymphen (genauer gesagt: Deutonymphen) und Adulti räuberisch an Eiern und kleinen Wirbellosen, sind fast alle Arten auf dem Larvenstadium als Parasiten an besondere Insektenwirte gebunden. Außerdem schliesst der komplizierte Lebenszyklus zwei Ruhestadien ein, die funktionell dem Puppenstadium der Insekten vergleichbar sind (die Protonymphe, zwischen Larve und Deutonymphe, und die Tritonymphe, zwischen Deutonymphe und Adultus).


"Acetabula"

Diese "Puppen" sind auf kleinste Nischen im Sediment angewiesen, in denen stabile Umweltbedingungen herrschen müssen. Aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Lebensstadien sind die Süßwassermilben alles in allem abhängig von sehr vielen unterschiedlichen biotischen und abiotischen Umweltfaktoren.

Ungefähr tausend Arten sind bislang aus Europa bekannt geworden. Ein Drittel von ihnen ist regelmässig in Quellen anzutreffen, ein Fünftel sogar strikt an Lebensräume diesen Typs gebunden ("crenobiont"): Solche Arten sind unfähig, ihren Lebenszyklus in anderen Gewässertypen wie Bächen, dem Grundwasser oder Stillgewässern vollständig zu durchlaufen.



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Trotz intensiver Forschung ist die Entdeckung neuer Arten auch in den besser bekannten Teilen Europas möglich. Auch unter den im Rahmen des CRENODAT-Projekts bislang aus dem Trentino nachgewiesenen 45 Arten findet sich eine ganz besondere Population aus der Gattung Lebertia, die eine nie zuvor gefundene und sogar von den übrigen Arten der Gattung phylogenetisch weit entfernte Art repräsentiert: Nicht nur die eher klobigen Mundwerkzeuge, die von einem nasenartigen Fortsatz der Coxen flankiert sind, sondern insbesondere das Vorhandensein von insgesamt sechs paar osmoregulatorischer "Acetabula" im Genitalfeld sind hervorhebenswerte Merkmale. Wie REM-Aufnahmen zeigen, ist die Erhöhung der Anzahl dieser Organe durch eine Zweiteilung der in dieser Gattung typischerweise drei Paar "Acetabula" erreicht.

Dieses Merkmal ist sonst bislang nur von Vertretern der Familie Torrenticolidae bekannt, aber hier sicher in paralleler Evolution realisiert worden – eine nähere Verwandtschaft einzelner Vertreter der beiden Familien ist auszuschliessen. Die Art, die in naher Zukunft Gegenstand einer wissenschaftlichen Publikation sein wird, ist offensichtlich zugleich Vertreter einer für die Wissenschaft neuen Untergattung.

Bereich der Mundwerkzeuge
Abbildungen: Lebertia sp. nov

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